Vergaser einstellen

Aus Kleine Boxer Wiki

VERGASER – Synchronisation an 2V-Boxern

0.Achtung: vor der Durchführung der im Folgenden beschriebenen Synchronisation das Ventilspiel und den Zündzeitpunkt samt Zündverstellung mit einem Stoboskop prüfen! Der Vergaser selbst muss gereinigt und alle Dichtungen überprüft sein.

Die Ventileinstellung erfolgt bei kaltem Motor; die hier beschriebene Vergasersynchronisierung 
muß bei warmer Maschine durchgeführt werden (wichtig!).

1. Chokezüge müssen leichtgängig sein. Beim Herausnehmen des Chokes muss sich von allein ein Leerweg einstellen (1-2 mm)! Ist das nicht der Fall, klemmt was am Vergaser oder am Verteiler unter dem Tank - Auseinander nehmen und reinigen - Seizugverteiler mit Silikonspray schmieren. Ist alles leichtgängig, den Leerweg auf beiden Seiten gleich einstellen, so dass beide Züge gleichzeitig den Choke betätigen.

2. Gaszughüllen müssen in der Einstellschraube am Vergaser ca. 1-2 mm Spiel haben. Geknickte oder aufgedröselte Züge erneuern! Hinweis: Das Spiel kann sich abhängig von der Verlegung der Züge unter dem Tank von Lenkeranschlag links bis Lenkeranschlag rechts verändern; den Lenker auf Mittelstellung lassen!

3. Motor im Fahrbetrieb ca. 10min (nicht im Stand laufen lassen!) warmfahren.

4. Leerlaufdrehzahl beider Zylinder jeweils an den Drosselklappen-Anschlagschrauben nach Drehzahlmesser vorläufig auf ca. 900 UPM einstellen, so dass beide Zylinder ungefähr gleichmäßig laufen. Wer hat, kann dafür schon Unterdruck-Uhren oder einen Synchrontester verwenden. Danach prüfen, ob die Gaszüge noch genug Spiel haben.

5. Es erfolgt die Einstellung des Leerlaufgemisches. Die Einstellschrauben sind von unten am Vergasergehäuse zu erreichen. Die Grundeinstellung der Leerlaufgemischschrauben (bei stehendem Motor): Ganz eindrehen und dann wieder eine volle Umdrehung heraus. Generell gilt:

Leerlaufgemischschraube raus: = Gemisch fetter (zu weit raus = Drehzahl wird niedriger)

Leerlaufgemischschraube rein: = Gemisch magerer (zu weit rein = Drehzahl wird niedriger)

Der Motorlauf muss auf eine Verstellung von 1/4 Umdrehung schon deutlich hörbar reagieren! Reagiert der Motor auf einen veränderte Stellung der Leerlaufgemischschraube unregelmäßig (z.B. nur wenn man die Schraube voll eindreht), so stimmt etwas am Vergaser nicht. Die üblichen Verdächtigen sind:

- nicht vollständig schließende Chokehbel; auch einseitg durch fehlenden Gleichlauf oder klemmende Züge

- kaputte Dichtringe an den Düsen und an der Gemischregulierschraube

- verformte Papierdichtung an Startvergaser

- Schwimmerstand zu niedrig oder zu hoch

- Kerzenstecker durchgeschlagen

Für eine Feinjustierung des Standgemischs stellt man beide Zylinder getrennt ein. Das geht so:

Man dreht auf der Seite, die man einstellen will -sagen wir links- die Drosselklappenanschlagschraube ( auch Leerlaufschraube genannt ) genau eine ganze Umdrehung rein. Auf der anderen Seite dreht man die Drosselklappenanschlagschraube eine volle Umdrehung raus. (BMW empfiehlt einfach den Kerzenstecker abzuziehen und dafür eine Funkenableiter einzusezten. Dabei können immer mal Kerzenstecker durchschlagen - deshalb so!) Dann dreht man die Leeraufschraube in 1/8-Schritten wieder raus. Geduld! nach jedem Achtelschritt einige Sekunden warten. Ist der Motor kurz vor dem Ausgehen, fängt man vorsichtig an, die Gemischschraube in Achtelschritten reinzudrehen (magerer). Die Anzahl der Schritte unbedingt mitzählen, damit man zur Ausgangsstellung zurückfindet! Wird der Motor sofort langsamer, dann eben fetter stellen. Wird der Motor schneller, wieder das Standgas runterstellen. Dann das gleiche Spiel von vorn.

Ist man auf der einen Seite fertig, vertauscht man die Rollen. Links von der neuen Stellung aus genau eine Umdrehungen raus, rechts genau zwei Umdrehungen rein. Dann das gleiche Spiel wie links. Ist man mit beiden Seiten fertig, gleicht man beide Vergaser an: Links wieder die eine Umdrehung rein, rechts lässt man die neue Stellung.

Jetzt läuft der Motor im Stand zu hoch! Schrittweise auf beiden Seiten reduzieren - wer hat, mit Unterdruckuhr- bis der Motor optimalen, weichen Rundlauf zeigt. Wer will, kann jezt noch mal auf beiden Seiten das Gemisch vorsichtig magerer stellen (1/8 - 1/4 Umdrehungen rein - nicht mehr!)

Beim Einstellen auf die Uhr schauen! Wird man in 10 Minuten nicht fertig, muss man erst mal eine längere Pause einlegen. Die Hitze bekommt dem Motor nicht und Die Einstellung eines überhitzten Motor ist im Fahrbetrieb unbefriedigend.

6.Jetzt kann man den Leerlauf endgültig einstellen und sychronieren. Das geht so: Man konzentriert sich auf das Motorengeräusch und schaut auf einen Spiegel. Man senkt die Drehzahl schrittweise, indem man die Leerlaufanschlagschraube in Achtelschritten herausdreht. Wird der Motor langsamer, schüttelt er auch (siehe Spiegel). Jetzt dreht man auf der anderen Seite so weit runter, bis das Schütteln verschwindet und der Motor sich gleichmäßig anhört. Bei ca. 700 UPM hört man auf. Wem das zu viel Zauberei ist, der besorgt sich zwei Unterdruck-Uhren oder ein anderes Synchron-Messgerät. Von der niedrigen, ruhigen Leerlaufdrehzahl erhöht man symmetrisch auf beiden Seiten, bis die richtige Leerlaufdrehzahl erreicht ist. Mit Messgerät geht das deutlich leichter!

Welche Leerlaufdrehzahl man für angemessen hält, ist Geschmackssache.

- Eine niedrige Leerlaufdrehzahl (600-800 UpM) führt bei guter Einstellung zu einem urigen Sound, besserer Motorbremswirkung und einem kälterem Motor.

- Eine erhöhte Leerlaufdrehzahl (900-1100 UpM) ist unempfindlicher gegen Wetter- und Temperaturänderungen, insbesondere bei kaltem Motor. Ein eventuell vorhandenes Loch beim Beschleunigen tritt nicht auf, der Motor geht nicht so leicht aus und die Batterie wird eher geladen. Die Vorteile des niedrigen und die des hohen Leerlaufs kann man nicht vereinen - am Besten, ihr probiert es aus.

7.Zur eigentlichen Synchronisation setzt man sich auf die Maschine und dreht sehr vorsichtig am Gasgriff. Beginnt die Drehzahl zu steigen, hält man den Gasgriff auf dieser Position und verbiegt mit der linken Hand den Gaszug - erst rechts, dann links. Beide Vergaser müssen gleich spontan mit unruhigem, erhöten Lauf reagieren. Wird der Motorlauf z. B. links ruhiger aber rechts unruhigen, so muss links die Stellschraube vom Gaszug herausgedreht werden. Das wiederholt man so lange, bis jeder Gaszug gleichmäßig reagiert. Hat man mehrere Umdrehungen herausgedreht, muss der Leerweg neu eingestellt werden. Gibt man jetzt nur ein wenig Gas, erhöht sich die Leerlaufdrehzahl sanft und ohne Vibrationen.

8. Jetzt muss noch der Übergang zum Teillast überprüft und gegebenenfalls neu synchronisiert werden. Wer eine niedrige Leerlaufdrehzahl bevorzugt, muss dies sehr genau machen. Man gibt ruckartig ein wenig mehr Gas. Der Motor sollte einigermaßen spontan reagieren und sich nicht verschlucken. Tut er es, muss man herausfinden, welcher Vergaser den Übergang nicht schafft. Dazu die Leerlaufanschlagschrauben einzeln reindrehen und hören, ob der Motor dabei hochdreht. Geht er in den Keller bei höherem Standgas, wird das Gemisch zu sehr abgemagert. Bei dem entsprechenden Vergaser die Gemischschraube so rausdrehen bis der Motor (möglichst wenig) langsamer läuft. Erneut prüfen, ob das Loch weg ist. Geht es nicht weg, muss nach Ursachen gesucht werden - siehe Punkt 0. und 5. Als Kompromiss kann man auch eine höhere Leerlaufdrehzahl wählen, so dass das Loch überdeckt wird.

9. zum Abschluss der Arbeit eine Probefahrt unternehmen und danach prüfen, ob der Leerlauf und vor allem der Gleichlauf immer noch stimmen. Ist es so, nimmt die R45/65 beim Beschleunigen `butterweich` Gas an.

Tip: Diese Arbeit gehört nach dem Wartungsplan zu jeder
7500er und 15000er Wartung. Man führt sie aber zur Beibehaltung der
korrekten Einstellung am besten regelmäßig in kürzerer Frequenz 
aus (beispielsweise: monatlich).

Februar 2013 von Rote Rita