Brembo Bremszangen und Reparatursatz

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Von R65_dieter aus dem Kleineboxer Forum



also dann erzähl i halt jetzt mal, wie man diese brembo festsattelbremszangen korrekt überholt, also den einbausatz korrekt einbaut.

dass die bremszange vor der demontage gereinigt werden muss versteht sich von selbst. das macht man am besten noch wenn die schläuche noch angeschlossen sind.

fürs losschrauben der bremssättel bitte keine gabelschlüssel, sondern die dafür vorgesehenen offenen ringschlüssel verwenden.

die brembo festsattelbremszangen der r45 und r65 und eigentlich allen boxern (auch k`s) die nach glaub 1979 verbaut wurden,bestehen aus 2 gehäuseteilen.

in beiden teilen ist ein bremszylinder.

sind die bremsbeläge und führungen der beläge entfernt, bremsschäuche abgeschraubt und die zange äusserlich sauber gereinigt (entweder mit brennspiritus oder bremsenreiniger, niemals mit mineralölhaltigen mitteln) beginnt der mechanische teil.

eine montagematrize muss angefertigt werden.

diese besteht im falle dieser zangen aus einem flacheisen mit 4-5 mm stärke. das flacheisen sollte etwa 300 mm lang und 40 mm breit sein. weiterhin prüft man, ob dieses stück flacheisen plan, bzw. eben ist (mit der kante einer grossen schieblehre (lichtspaltprobe) sieht man das recht gut.

dann muss die bremszange noch etwa 1 mm vom flacheisen abgehoben sein, soll heissen, wenn ein luftspalt zwischen dem flacheisen in der zange und den aufnahmebohrungen besteht, diese mit parallelen unterlagscheiben ausfüttern. der bohrungsabstand der zangen ist unterschiedlich. zum ankörnen der aufnahmebohrungen im flacheisen (matrize) nehm ich da einen 10 mm bohrer mit normaler querschneide. also keinen hinterschliff. dann setzte ich mit einem 200 gramm hammer mit dem bohrer eine körnung, drehe den bohrer um 90° und setzte die 2. körnung. keine angst, ein bohrer hält das aus! es entsteht ein kreuz. dieses wird in der mitte mit anreiss-und bohrkörner gekörnt. macht man das präzise, stimmt der bohrungsabstand, den man zur aufnahme der zange braucht auf etwa 0.1 mm genau!

dann kommt die bremszange wieder weit weg von der werkbank weil dann wird die matrize gebohrt.

kanten brechen, und bohrungen ansenken und das werkstück dann fettfrei reinigen, darüber brauch ich hoffentlich nix sagen.

hat man die unterlagscheiben, M10 muttern, die matrize fertiggestellt, haben späne, öl und dreck und sonstiger unrat auf der werkbank und am schraubstock hausverbot!!!

man nimmt einen eierkarton zum sortieren der einzelteile, jetzt gehts ans zerlegen der zange. dazu wird die bremszange mit dem vorgeschriebenen drehmoment (wie an der gabel) auf die matrize geschraubt. auch in 2- 3 stufen mit dem drehmomentschlüssel!!

anschliessend die verschraubungen der zange öffnen, erst beide schrauben anlösen (stahlschraube in alu hat immer ein losbrechmoment) dann kann man die zange zerlegen. wenn sie nicht gleich auseinandergeht, bloss nicht hebeln zwischen den gehäusehälften mit schraubenzieher oder ähnlichem zeug. nur mit den händen! wenns nicht will, die schrauben 1-2 mm herausdrehen und an der schraube drücken. dann geht die zange auf!!

ach so, die matrize mit montierter zange spannt man natürlich in den schraubstock. so lässt sich einwandfrei hantieren an dem ding!

hat man die zange zerlegt in zwei hälften kann man die eine hälfte an der matrize wieder runterschrauben.

jetzt kommen die kolben dran. auf beiden seiten den schutzgummi entfernen (vorsicht, da könnte noch dreck hinter sein)

dann kommt druckluft zum einsatz. und zwar entweder aus einem trockenkompressor oder einem luftsystem mit ölabscheider. wie gesagt, mineralölhaltige mittel oder "presslufthammer-druckluft" haben hier nix, aber auch scho gar nix verloren!!!

die spülbohrungen zur anderen zangenhälfte und zum entlüftungsventil verschliesst man (schraubstopfen und gummistopfen, zur zulaufbohrung bläst man vorsichtig druckluft ein. man braucht net viel druck, 0.5 bar reichen. die zange umwickelt man mit einem sauberen lappen beim einblasen, der bremskolben kommt dann raus (und sollte keine mechanischen schäden davontragen). wer net mit druckluft hantieren will an der zange, baut sich eine spreizzange, weil bremskolben sind alle hohlgebohrt. mit dieser spreizzange (rundmaterial ca. 1mm weniger als die holhbohrung) kann man den kolben auch aus dem zylinder bergen. aber net verkanten!!!

ist der kolben aus der zange, oberfläche begutachten. bei riefen oder kratzern... gibts ne neue zange!!! die kosten sowas um 150€ glaub ich.

und nochmal, irgendwelche hebeleien mit schraubenzieher, flachzangen etc haben am bremskolben nix, aber auch gar nix verloren!!!!

dann werden alle!!!! teile des reparatursatzes getauscht.

innen der 4 kant ring, der den kolben dichtet ist der schwierigste teil. auch hier nix schraubenzieher oder irgendwelches stechwerkzeug.

für diesen ring gibts fingernägel. ich präpariere meine vorher mit nagelschere und nagelfeile ziemlich spitz. das reicht, um den 4 kant ring rauszupopeln. man muss halt ewas walken.

dann sind da noch 2 o-ringe für die überströmbohrungen zur 2. zangenhälfte. diese auch tauschen. vorher aber die sitze der dichtringe mit einem fusselfreien und sauberen lappen reinigen!!

mit pressluft die bohrungen etwas durchblasen, dann vor dem einsetzten der dichtringe das beigefügte silikonfett dünn auftragen an die dichtungssitze. das silikonfett muss!!!! dot-4 verträglich sein. unbedingt darauf achten wenn kein silikonfett dabei ist.

ist der 4 kant dichtring eingesetzt, die anderen dichtungen auch, kommt der kolben wieder in die gehäusehälfte. hierbei wiederdas gleiche, bloss net verkanten, sonst gibts ne neue zange!

bitte unbedingt jetzt darauf achten dass die planflächen der gehäusehälften absolut sauber sind!!!

dann die äussere dichtmanschette wieder anbringen, die eine hälfte der zange kommt jetzt wieder auf die matrize, die ja noch im schraubstock ist, (drehmoment beachten), wie vorher.

zum zusammenschrauben der gehäusehälften, nochmal sauberkeit prüfen. dann die beiden gehäusehälften mit den im rep satz beiliegenden schrauben mit dem vorgeschriebenen drehmoment (auch in 2-3 stufen) anziehen. auch dazu braucht man wieder diese matrize.

geniales teil, was?

ist die zange wieder beieinander, das überflüssige silikonfett abwischen und die zange von der matrize losschrauben.

beläge (am besten gleich neue) wieder einsetzten und die zange montieren. die gabel ist ja sauber, also kann man die zange schon mal anschrauben, bremsleitungen montieren und entlüftungsschraube.

dann die zange wieder mit vorgeschreibenem drehmoment an der schwinge oder tauchrohr befestigen und mit bremsenreiniger die zange und ggf. scheibe reinigen.

jetzt bremsflüssigkeit tauschen, also system neu befüllen.

beim überholen der bremszangen für doppelscheibenbremsen überholt man am besten gleich beide zangen! nur so als tip ;-)

ist wiede bremsflüssigkeit drin und druckpunkt da, dichtigkeitsprobe.

hierzu mit löschpapier die zange umwickeln und schauen ob se dicht ist.

falls nicht, nochmal zerlegen. war dreck drin oder eine dichtung malade???

ist die zange dicht, kann man die dauerdichtigkeitsprobe von joemk4 machen, d.h. bremse auf druckpunkt und mit draht oder kabelbinder fixieren.

ist die bremszange immer noch dicht nach 1/2 stunde druck ists in der regel ok.

nochmal bremse mit reiniger säubern und "vorsichtige bremsproben.

ich hoff jetzt mal, dass i nix wesentliches vergessen hab, mir gings um den einsatz dieser montagematrize. die bremszangen sind nämlich druckgussteile und ich hab schon kesselflicker gesehen die haben die dinger in einen stofflappen eingewickelt und in schraubstock eingespannt und dann zerlegt. die gehäuse haben aber schnell beschädigungen und haarisse, die unter umständen erst später sich auswirken....

ach ja noch eins, beim ausblasen mit pressluft schutzbrille tragen. bremsflüssigkeitsspritzer sind im aug net so angenehm!!!

gruss

dieter